Nach­haltigkeit­sz­er­ti­fikate in der Immobilienbranche

In einer Welt, in der ökologische Nachhaltigkeit zunehmend in den Fokus rückt, spielt die Immobilienbranche eine ganz entscheidende Rolle. Gebäude sind für einen signifikanten Anteil des globalen Energieverbrauchs und der CO2-Emissionen verantwortlich, was nachhaltiges Bauen zu einer Notwendigkeit macht, nicht nur zu einem Trend.

Die wachsende Bedeutung und steuerliche Vorteile von Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche ist gerade auch in steuerlicher Hinsicht vielschichtig und gewinnt zunehmend an Bedeutung. Hier haben wir für Sie einige Schlüsselaspekte zusammengefasst und einen kleinen Leitfaden erstellt:

1) Steuerliche Anreize und Vergünstigungen

Viele Länder bieten steuerliche Anreize für nachhaltige Baupraktiken und -investitionen. Dies kann Steuerermäßigungen, Abschreibungen oder Steuergutschriften für den Bau oder die Renovierung von Gebäuden nach ökologischen Standards umfassen.

Höhere Abschreibungssätze

Nachhaltige Gebäude können in einigen Fällen von höheren Abschreibungssätzen profitieren. Diese Abschreibungen können die steuerliche Belastung für die Eigentümer über die Jahre reduzieren.

Erhöhter Immobilienwert

Nachhaltige Immobilien können einen höheren Marktwert haben, was für Investoren steuerlich vorteilhaft sein kann. Dies kann sowohl beim Verkauf als auch bei der Vermietung von Vorteil sein.

Steuerliche Implikationen von Energieeinsparungen

Investitionen in Energieeffizienz können zu niedrigeren Betriebskosten führen und somit die Rentabilität von Immobilien erhöhen. In einigen Ländern gibt es hierfür steuerliche Anreize.

Regulatorische Anforderungen und Compliance

Mit zunehmend strengeren Umweltvorschriften in vielen Ländern werden nachhaltige Baupraktiken nicht nur zu einer Option, sondern zu einer Notwendigkeit, um Compliance-Kosten und potenzielle Strafen zu vermeiden.

Green Bonds und Finanzierungsvorteile

Unternehmen, die in nachhaltige Immobilien investieren, können Zugang zu günstigeren Finanzierungsquellen wie Green Bonds erhalten, die steuerliche Vorteile bieten können.

In der Gesamtbetrachtung sehen wir also, dass Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche aus steuerlicher Sicht nicht nur zu Einsparungen und Vorteilen führen kann, sondern auch ein wichtiger Aspekt bei der strategischen Planung und langfristigen Investitionsentscheidungen ist. Für den Nachweis einer nachhaltigen Immobilie gibt es verschiedene Nachhaltigkeitszertifikate, mit denen man seine Immobilien auszeichnen lassen kann.

Nachhaltigkeitszertifikate sind Bewertungssysteme, die die Umweltfreundlichkeit und Energieeffizienz von Gebäuden messen, indem sie Faktoren wie Energieverbrauch, Wasserwirtschaft, Materialauswahl und Gesundheitsaspekte berücksichtigen. Jedes Zertifizierungssystem hat seine eigenen Kriterien und Bewertungsmethoden, die von der Analyse der Energieeffizienz bis zur Beurteilung der Lebenszykluskosten reichen.

2) Die Haupttypen von Zertifikaten

LEED (Leadership in Energy and Environmental Design) ist ein weltweit anerkanntes Zertifizierungssystem, das die ökologische Leistung eines Gebäudes bewertet.

BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method), entwickelt in Großbritannien, wird weltweit angewendet und ist ein führendes Zertifizierungssystem.

Das Deutsche Gütesiegel Nachhaltiges Bauen (DGNB) konzentriert sich auf ganzheitliche Nachhaltigkeitsaspekte und ist vor allem im deutschsprachigen Raum verbreitet.

Alle drei Zertifikate zielen darauf ab, die Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern. Sie bewerten Gebäude in ähnlichen Kategorien wie Energieeffizienz, Wassernutzung, Materialien, Gesundheit und Wohlbefinden sowie Umweltauswirkungen. LEED, BREEAM und DGNB verwenden ein Punktesystem, um zu bewerten, wie nachhaltig ein Gebäude ist. Je mehr Punkte, desto höher ist natürlich das Zertifizierungsniveau.

3) Der Prozess der Zertifizierung - Schritte zur Erlangung eines Nachhaltigkeitszertifikats

Informationsbeschaffung: Zunächst sollten Sie sich über die verschiedenen Arten von Nachhaltigkeitszertifikaten wie LEED, BREEAM oder DGNB informieren. Jedes Zertifikat hat unterschiedliche Anforderungen und Standards. Überprüfen Sie, ob Ihr Gebäude oder Ihr geplantes Bauprojekt die Kriterien für ein bestimmtes Zertifikat erfüllen kann. Dazu gehören Aspekte wie Energieeffizienz, Nutzung erneuerbarer Energien, Wasserwirtschaft, Materialauswahl und Umweltverträglichkeit.

Planung und Design: In dieser Phase sollten Sie Ihr Gebäude oder Bauprojekt so planen und gestalten, dass es den Anforderungen des gewählten Zertifikats entspricht. Dies kann bedeuten, bestimmte Materialien zu verwenden, Energieeffizienz-Maßnahmen zu integrieren und umweltfreundliche Praktiken anzuwenden.

Antragstellung: Sobald Ihr Projekt den Anforderungen entspricht, müssen Sie einen Antrag bei der Organisation stellen, die das Zertifikat vergibt. Dieser Antrag wird in der Regel online eingereicht und erfordert detaillierte Informationen über Ihr Projekt.

Dokumentation einreichen: Zusammen mit dem Antrag müssen Sie umfangreiche Dokumente und Nachweise über die umgesetzten Nachhaltigkeitsmaßnahmen einreichen. Dies kann Baupläne, Energieaudits, Materiallisten und andere relevante Dokumente umfassen.

Bewertung durch Experten: Nach Einreichung Ihres Antrags wird Ihr Projekt von Experten der Zertifizierungsorganisation bewertet. Sie prüfen, ob alle Anforderungen erfüllt sind.

Umsetzung und Überwachung: Während des Bauprozesses oder der Betriebsphase des Gebäudes sollten Sie sicherstellen, dass alle geplanten Nachhaltigkeitsmaßnahmen korrekt umgesetzt werden und die Standards eingehalten werden.

Zertifizierung: Wenn Ihr Projekt alle Anforderungen erfüllt und die Bewertung erfolgreich ist, erhalten Sie das Nachhaltigkeitszertifikat. Dies ist ein Beleg dafür, dass Ihr Gebäude umweltfreundlich und nachhaltig ist.

Nachhaltigkeit aufrechterhalten: Auch nach Erhalt des Zertifikats ist es wichtig, die Nachhaltigkeitsstandards weiterhin einzuhalten und regelmäßig zu überprüfen, um sicherzustellen, dass Ihr Gebäude weiterhin den Kriterien entspricht.

»Der Zertifizierungsprozess kann anspruchsvoll sein, bietet jedoch die Chance, in effizientere und zukunftsfähige Immobilien zu investieren.«

4) Vertiefende Einblicke in Nachhaltigkeitszertifikate - Vergleich verschiedener Zertifikatssysteme

LEED ist stark auf Energieeffizienz und CO2-Reduktion fokussiert und legt Wert auf Innovation und Designprozesse.

BREEAM betont das gesamte Management während des Bauprozesses und der Gebäudenutzung sowie die gesundheitlichen Aspekte für Gebäudenutzer.

DGNB bietet einen ganzheitlichen Ansatz und bewertet zusätzlich die Lebenszykluskosten des Gebäudes. Dieses Zertifikat ist stärker auf die Umweltverträglichkeit des gesamten Bauprozesses fokussiert.

Nach welcher Methode wird bewertet?

LEED vergibt Punkte basierend auf der Erfüllung spezifischer Kriterien. Die Gesamtpunktzahl bestimmt das Zertifizierungsniveau (zertifiziert, Silber, Gold, Platin).

BREEAM verwendet ebenfalls ein Punktesystem. Die Punkte werden für verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte vergeben, und die Gesamtsumme bestimmt das Zertifizierungsniveau.

DGNB nutzt ein prozentuales Bewertungssystem, das auf der Gesamtleistung des Gebäudes basiert. Die Zertifizierung erfolgt in Stufen, wobei auch der Grad der Nachhaltigkeit eine Rolle spielt.

5) Auswirkungen auf den Immobilienmarkt - Einfluss auf Immobilienwerte

Nachhaltigkeitszertifikate können den Wert einer Immobilie erhöhen, indem sie sie für umweltbewusste Mieter und Käufer attraktiver machen. Die Nachfrage nach zertifizierten Gebäuden wächst, da sie oft niedrigere Betriebskosten und ein besseres Wohn- oder Arbeitsumfeld bieten.

6) Welche steuerlichen Vorteile gelten für nachhaltige Baupraktiken?

Hier in Deutschland gibt es verschiedene steuerliche Anreize und Förderprogramme, die speziell für nachhaltige Baupraktiken und Investitionen gelten:

KfW-Förderprogramme: Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet verschiedene Förderprogramme für energieeffizientes Bauen und Sanieren. Diese Programme können zinsgünstige Darlehen oder Zuschüsse beinhalten, die für den Bau oder die Sanierung von energieeffizienten Gebäuden verwendet werden können.

Steuerliche Abschreibungen: Für Investitionen in energetische Sanierungen können erhöhte Abschreibungen in Anspruch genommen werden. Dies ermöglicht es, die Kosten schneller steuerlich geltend zu machen.

BAFA-Förderung: Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) bietet Zuschüsse für die Nutzung erneuerbarer Energien und für Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz.

Reduzierte Mehrwertsteuer: Für bestimmte Leistungen im Bereich der energetischen Gebäudesanierung kann ein reduzierter Mehrwertsteuersatz gelten.

Förderung von Effizienzhäusern: Die KfW fördert auch den Bau oder die Sanierung von Gebäuden, die als Effizienzhäuser klassifiziert sind. Dies umfasst sowohl Zuschüsse als auch zinsvergünstigte Darlehen.

Energieberatung: Förderungen können auch für Energieberatungen in Anspruch genommen werden, die darauf abzielen, die Energieeffizienz von Gebäuden zu verbessern.

Es ist in jedem Fall wichtig, sich über die aktuellen Förderbedingungen und -möglichkeiten zu informieren, da sich diese regelmäßig ändern können. Darüber hinaus kann es sinnvoll sein, sich mit uns zusammenzusetzen, um die besten Möglichkeiten für spezifische Projekte oder Investitionen zu ermitteln.

Stefanie Kruttasch ist Marketingberaterin und hat sich auf Kanzleikommunikation spezialisiert. Sie leitet seit 2011 die Unternehmenskommunikation unserer Kruttasch Steuerberatungsgesellschaft mbH. Das Marketing- und PR-Handwerk lernte sie in großen und kleinen Werbeagenturen Berlins und Düsseldorfs. Als kreativer Kopf der Kanzlei, ist sie immer auf der Suche nach neuen Ideen und liebt es neue Kontakte zu knüpfen. Ihre Lieblingsthemen für unseren Kruttasch-Steuerblog sind: Praxistipps für den (Finanz-) Alltag, sinnvolle Marketingmaßnahmen für KMU, lustige Geschichten Rund um Steuern (ja, die gibts) und alles, was aktuell ist und spannend klingt.